Erschienen in "El Condor", Santiago, Februar 2002. Andreas Bach, ein Gigant des Klaviers Dieser bemerkenswerte deutsche Pianist
hatte in Santiago sein Debüt in Südamerika. Mit seiner
brillanten Technik, seinen verschiedenartigen Farbgebungen,
meisterhaftem Anschlag, wird er als einer der hervorragendsten
Virtuosen angesehen. Schon als 5jähriger beginnt Andreas Bach mit dem Klavierspiel, mit 13 erhält er angesehene Preise bei "Jugend musiziert", danach wird er beim Eurovisionswettbewerb in Genf ausgezeichnet, in Genf 1984, er erhält den Bernhardt-Sprengel-Preis 1985 und im selben Jahr auch den Bruno-Leonardo-Gelber-Preis Es folgen Tourneen nach USA, Japan und Kanada sowie Auftritte mit wichtigen europäischen Orchestern, bei denen er hymnische Kritiken erntete. Es ist ein Privileg, dass er das Teatro Municipal für sein Debüt in Südamerika auswählte. Aussage des Künstlers: "Ich bin davon überzeugt, dass man seine eigene Persönlichkeit in jede Interpretation integrieren sollte... und das, was man spielt, einer Botschaft gleichkommt. Auf dem Klavier kann man sich in orchestraler Form ausdrücken, was auf anderen Instrumenten unmöglich ist. Nur so kann ich die Strukturen der Musik auf eine persönliche Weise ausdrücken, so wie ich es fühle." Und wirklich, dieses Konzept ist in hohem
Grade spürbar, wenn man ihn erlebt. In der Sonate op. 2 Nr. 3 von Beethoven, die dieser im Alter von 25 Jahren schrieb, spürt man noch die Nähe zu Haydn, aber auch schon den Glanz und die Virtuosität der Sonaten aus seiner reiferen Zeit. Diese beweist A. Bach vor allem im ersten Satz (Allegro con brio), wo seine Finger über die Tasten fliegen, immer die stilistische Konzentration bewahrend. Im zweiten Satz, voll feiner und romantischer Leidenschaft, ließ sich Bach nicht zu sonorem Ungestüm hinreißen. Hier zeigte er eine tiefe Gemütsbewegung , um gleich darauf wieder sein Temperament und seine manuelle Leichtigkeit im Finale (Allegro assai) mit seinen Trillern und Arpeggien zu demonstrieren. In den beiden folgenden Stücken von Liszt glänzt Bach wieder mit seinen manuellen Fähigkeiten. Beide Stücke (2 Franziskuslegenden) sind inspiriert durch die Erlebnisse Liszts während seiner italienischen Reisen, verbunden mit seiner tiefen Religiosität und seiner Liebe zur Natur. Seine schwankenden Ausdrucksweisen, in denen er aufsteigende Chromatik und Alterationen verwendet, ohne eine feste architektonische musikalische Struktur, schaffen wahre tonale Gemälde, Vorläufer des Impressionismus. In diesen beiden Werken gelingt es Andreas Bach wieder, seine Virtuosität sowie auch seine große musikalische Empfindsamkeit zu demonstrieren. In den langsamen Passagen gelingt ihm eine tiefe romantische Spiritualität (seelische Tiefe) und bei den Trillern und Kaskaden bewegen sich seine Finger fast geisterhaft, seinen Ausspruch bekräftigend: "Die Interpretation ist etwas absolut kreatives, da sie im Augenblick entsteht. Die Interpretation ist also nicht etwas Festgelegtes, sondern immer etwas Neues." So ist seine expressive Weite außerordentlich, seine Interpretation faszinierend persönlich. Sein Temperament, voll mannigfacher
romantischer Ausdruckskraft, fand seinen Höhepunkt in der
"Arabeske" und den "Symphonischen Etüden"
op. 13 von Schumann. Sie bestätigten seinen Ruf, ein
Schumann-Interpret par Excellence zu sein. Der großartige
und spektakuläre Beweis seiner Technik und seine tiefe
Musikalität ließen diese wunderbaren Variationen
dahinfließen. Andreas Bach erfasst diesen Charakter der Komposition in all seiner Tiefe und sein Temperament hält das Publikum in glühender Begeisterung. So stark ist die Eindringlichkeit des Künstlers, dass man zeitweise das Gefühl hat, sich von der Realität zu entfernen, um in jene unendlich-surreale Welt der Romantik zu versinken... Wahrhaftig: ein Gigant des Klaviers |